Wenig Zeit, unmöglich wenig Zeit, erschienen uns zwei Wochen, als es darum ging, in ihnen ein Filmprojekt von der Ideenfindung bis zur Fertigstellung umzusetzen. Insbesondere, da es galt, zugleich mehrere Brücken zu schlagen: räumlich, kulturell, sprachlich – zwischen Deutschland und der Türkei; zwischen vollkommen Fremden, die noch nie miteinander gearbeitet hatten und wenig bis gar keine Erfahrungen im Bereich des Dokumentarfilms mitbrachten.
Wir fanden uns zusammen, weil uns das Thema der Frauen in der Türkei am Herzen lag. Hier, wo die öffentlichen Lebenswelten der Frauen und Männer oft sehr unabhängig voneinander zu funktionieren scheinen, wo die Quote der außer Haus beschäftigten Frauen bei gerade mal 30% liegt, und die der innerhäuslichen Gewalt erschreckend hohe Zahlen schreibt. Wir wollten verschiedenste Frauen zu ihrer Alltags- und Arbeitswelt befragen. Zu ihren Ritualen und Ansichten gegenüber ihrer Rolle als Frauen in der türkischen Gesellschaft. Wir stellten uns vor, einfache Arbeiterinnen, Ladenbesitzerinnen bis hin zu Akademikerinnen zu befragen, um somit ein möglichst breites Spektrum zu Wort kommen zu lassen. Wir hofften auf spannende, vielseitige, unverzagte Frauen…
Auf der Suche nach vielversprechenden Protagonistinnen trafen wir Kemal auf der Strasse in Eski Datça. Er war nicht gerade das, was wir uns unter einer „vielversprechenden Protagonistin“ vorgestellt hatten: er war viel mehr als das. Denn er erzählte uns von Ayşe, seiner Frau, in einer Weise, die uns eine tiefe Bewunderung und Zuneigung zu ihr verriet. Er machte uns neugierig auf diese Frau, die er als schwer umtriebig, freiheitsliebend, gutherzig und in jeder Hinsicht faszinierend und filmenswert beschrieb.
Das führte uns ein in den Kosmos der Familie Mihic: die Welt von AYŞE, KEMAL,TUANA, AYŞENUR und MELEHAT. Sie haben ohne Scheu ihre Türen geöffnet und Antworten auf Fragen für uns gefunden, die sehr persönlich, ja existenziell, erscheinen: über Freiheit, Glauben und Menschenvertrauen, ohne dabei den Fokus unseres ursprünglichen „Grundgedankens“ auf die Frau in der Türkei aus den Augen zu verlieren. Ihre Offenheit und ihr gegenseitiges Vertrauen waren überraschend und führten uns in unseren Fragestellungen viel weiter, als wir es uns, im Rahmen dieses Projekts, hätten erhoffen können.
Wir sind froh und sehr dankbar, diese fünf Menschen getroffen zu haben, um von ihrer Weisheit, Lebenspraxis und ihren tiefen Glauben – besonders an ein menschliches Miteinander – berichten zu können.
Das scheinbar Unmögliche ist durch diese Menschen möglich geworden: dieser Film – Let‘s be free.
First documentary in post-production stadium we shot in Turkey,
turkish, geman and english subtitles,
2015
Authores | Josefine Lindner, Melike Tütüncüoğlu, Can Süleyman Söm |
Idea & Directors | Josefine Lindner, Melike Tütüncüoğlu |
Cinematographers | Lilli Berger, Yakup Aktürke |
Editor | Josefine Lindner |
With | Ayşe Mihic, Kemal Mihic, Tuana Mihic, Ayşenur Mihic, Melahat Çelik |
Producer | ISSF Detmold |